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Stefan Osthaus
Stefan Osthaus, der Ideengeber des Online-Portals www.hilfe-in-mettmann.de, über das auch Fahrräder für ukrainische Flüchtlinge gesammelt wurden. (Foto: privat)

Serie: Alltagshelden der Flüchtlingshilfe

Pressemeldung vom 6. Mai 2022
 

Die Hilfsbereitschaft der Mettmanner Bürgerinnen und Bürger für Geflüchtete aus der Ukraine ist enorm groß. Es gibt zahlreiche ehrenamtlich tätige Personen, Initiativen, Spendensammlungen und Aktionen sowie zusätzliches freiwilliges Engagement innerhalb des Berufs, das weit über das normale Arbeitsmaß hinausgeht. Dieses Engagement hilft den in Not geratenen Menschen, die bei uns Schutz suchen – direkt und effizient. Über diese positiven Beispiele werden wir in einer kleinen Serie auf der städtischen Homepage berichten. Es sind unsere Heldinnen und Helden in der Flüchtlingshilfe.


 

Lieber ein Online-Hilfsportal als eine Kleiderkammer

Von Ingo Grenzstein

Die gewachsenen Netzwerke funktionieren aktuell in der Ukraine-Krise noch immer bestens. Das stellt auch Stefan Osthaus fest, der vor 15 Jahren mit seiner Familie nach Mettmann gezogen ist und sich bei der Flüchtlingshilfe Mettmann engagiert, die zur Flüchtlingswelle 2015 gegründet wurde. „Meine Devise war und ist ‚geben und nehmen’. Ich habe in meinem Leben so viel Hilfestellungen von Mentoren erfahren, da war es für mich an der Zeit, etwas zurückzugeben. Neben der offensichtlichen Notwendigkeit, bereitet es mir einfach Freude, jemandem zu helfen“ sagt Osthaus mit angenehmer Stimme.

Und die setzt der 56-jährige Unternehmensberater und Autor im Berufsleben unter anderem als „International Speaker“ auf Seminaren ein. Man hört ihm gerne zu, wenn er über die Anfänge der Flüchtlingshilfe Mettmann spricht und was sie bis heute bewirkt hat. Mit Leidenschaft erzählt er von den vielen Menschen, die er seit damals durch die ehrenamtliche Tätigkeit kennengelernt hat und denen er helfen konnte. „Es ging nicht nur um die Verteilung von Sachspenden, da waren wir auch schon mal Berufsvermittler für Syrer, Iraker und Afghanen“ weiß Stefan Osthaus über die damals Hilfesuchenden zu berichten, von denen viele in Mettmann mittlerweile so richtig „angekommen“ sind. Der eine arbeitet als Landschaftsgärtner, der andere hat seine Ausbildung als Busfahrer absolviert und ein weiterer arbeitet als ehrenamtlicher Trainer bei einem Sportverein.

Und es gibt jede Menge Gleichgesinnte, die sich in Hilfe-Netzwerken organisieren und auch mit Einzel-Aktionen, Sammlungen oder einfach nur mit ihrer Tatkraft engagieren. Man kennt sich mittlerweile bestens und freut sich, wenn man sich in der Stadt trifft. Davor hat Familie Osthaus hier „nur gut gewohnt“, aber jetzt genießen sie die tolle Community, die eben auch zwischenmenschlich voneinander profitiert. „Mettmann hat so viele schöne Sehenswürdigkeiten, aber die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt der Mettmannerinnen und Mettmanner ist schon etwas ganz Besonderes und zumindest genauso sehenswert“, begeistert sich Stefan Osthaus über das, was einst als „Graswurzel-Bewegung“ angefangen hat.

Allerdings betont Osthaus immer wieder, dass er da gar nicht im Vordergrund stehen möchte, das sei ihm eigentlich eher unangenehm. Aber es muss halt Menschen geben, die initiativ werden, die eine kreative Initialzündung haben, die lösungsorientiert denken und dann einfach machen, anstatt lange zu diskutieren. Und weil Stefan Osthaus eben so einer ist, meldete sich kurze Zeit nach dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine auch Bürgermeisterin Sandra Pietschmann bei ihm. In dem Bewusstsein, dass über kurz oder lang auch viele Flüchtende nach Mettmann kommen werden, zielte die Frage darauf ab, ob man die Kleiderkammer von damals wieder „aktivieren“ könne.

„So gut die Einrichtung einer Kleiderkammer damals war, leider wurde auch viel Unbrauchbares abgegeben.“ Es wurde mit sehr viel Arbeit sortiert, aussortiert und Hemden gefaltet. „Ich habe eine Vorliebe für Effizienz“, gab Osthaus zu bedenken „und aus Erfahrung sollte man lernen.“ Deshalb kam er auf die Idee des direkten Austauschs von Gebenden und Bedürftigen.

Das Online-Portal www.hilfe-in-mettmann.de war geboren, eine Art lokales „ebay Kleinanzeigen“, das auch über die Hilfe speziell für ukrainische Geflüchtete hinausgehen kann. Unkompliziert können Angebote und Gesuche dort eingestellt werden. Und es gibt Kategorien, in denen man schnell suchen kann. Wenn das Angebotene vergeben und das Gesuchte gefunden wurde, wird gelöscht. „Dutzende Dinge haben bereits so Besitzerinnen und Besitzer gewechselt oder es konnten Unterkünfte und sonstige Hilfsleistungen vermittelt werden“ sagt Stefan Osthaus mit einer gewissen Zufriedenheit. „Der direkte Kontakt ist halt der schnellste, benötigt keinen Lagerraum und nur wenig Manpower.“

Und das Portal, die Hilfsbereitschaft und auch das Netzwerk wächst. Seine Frau z.B. hilft Geflüchteten bei Behördengängen. Groß für das neue Portal werben musste man übrigens am Anfang nicht. Hier funktioniert solch ein Netzwerk dann eben einwandfrei, die Stadt unterstützt das Portal kooperativ, im Integrationsrat sind viele Bürgerinnen und Bürger engagiert, es gibt Facebook- und WhatsApp-Gruppen. Insgesamt verbreitet sich so etwas rasend schnell. „Mal ein super Beispiel für ein ‚gutes’ Schneeballsystem“, resümiert Stefan Osthaus augenzwinkernd.

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