Als Bugfrau Maria Völz 800 Meter vor dem Ziel zum Endspurt rief, dachte Leonie Menzel nur noch: „Was, jetzt schon…?“ Doch das sei genau der richtige Call zum richtigen Zeitpunkt gewesen. Daraufhin legten sich Leonie Menzel, Maren Völz, Tabea Shendekehl, und Pia Greiten unglaublich ins Zeug, ruderten sensationell auf den dritten Platz und holten die Bronzemedaille für Deutschland im Doppelvierer der Frauen bei den Olympischen Spielen in Paris.
Im Rathaus hat sich die gebürtige Mettmannerin auf Einladung von Bürgermeisterin Sandra Pietschmann ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. „Wir alle haben das Rennen live mitverfolgt und eigentlich nicht daran geglaubt, dass ihr noch Platz drei schafft“, sagte die Bürgermeisterin und gratulierte der Ausnahmeathletin zu ihrem großartigen Erfolg: „Was für eine unglaubliche Leistung. Mega.“
Ein Jahr lang hatte sich Leonie Menzel im Stützpunkt Berlin auf Olympia vorbereitet, hatte keine Zeit mehr fürs Studium. Schließlich war im Boot nur Platz für vier Frauen, da musste sie alles geben, um mit dabei sein zu können.
Was nach der Siegerehrung folgte, wird sie wohl nie mehr vergessen. Das deutsche Quartett wurde von den Medien regelrecht belagert, jeder wollte ein Interview mit den frischgebackenen Bronzemedaillengewinnerinnen. „Wir hatten zum Abschluss noch einen Auftritt im Sportstudio und dann ging es abends zur Party ins Deutsche Haus.“ Das sei alles mindestens genauso anstrengend gewesen wie das Rudern, sagte Leonie Menzel mit einem Grinsen.
Nach ihrem Wettkampf konnte sie mit ihren Bootskameradinnen die Spiele in vollen Zügen genießen, war als Zuschauerin jeden Tag bei einem anderen Wettkampf und feuerte die deutschen Sportlerinnen und Sportler an. „Die ganze Stadt war Olympia – das war einfach alles mega-cool.“ Und auch die Atmosphäre im olympischen Dorf sei „absoluter Wahnsinn“ gewesen. Im Aufzug habe sie sogar mit Basketball-Star Dennis Schröder gequatscht, alles ganz normal. „Es ist irre Leute zu treffen, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt.“
Beim Olympic Adventure Camp in Düsseldorf hat Leonie Menzel ihre Ruderkarriere begonnen. Dort hatte der Düsseldorfer Ruderclub Germania einen Stand und die junge Leonie war begeistert und ruderte so lange, bis sie endlich eine Einladung von einem Clubmitglied erhielt. Ihr Talent im Boot blieb nicht unbemerkt und so „rutschte sie vom Kinderrudern in den Leistungsbereich“.
Wie viele Kilometer sie in einem Jahr für das olympische Edelmetall zurückgelegt hat, kann Leonie Menzel nicht genau sagen. „So um die 100 Kilometer pro Woche und das mal 50“, sagte sie. Nach ihrem olympischen Erfolg ist sie allerdings nur noch wenig gerudert. Jetzt wird sie sich erst einmal auf ihr Studium konzentrieren.“ Der Sport kommt vorerst nur an zweiter Stelle.
Tatsächlich weiß Leonie Menzel momentan noch gar nicht, ob sie weitermachen wird. Auch wenn es ein Privileg sei, einen Sport so intensiv ausüben zu können und sie durch den Sport viel gelernt und von der Welt schon viel gesehen habe, sei alles auch mit einem hohen Invest verbunden, sagte sie. Bürgermeisterin Sandra Pietschmann wünschte der sympathischen Sportlerin alles Gute und bedankte sich für ihren Besuch im Rathaus. „Ich bin gespannt wie es bei dir weitergeht.“
Biografisches
Leonie Menzel wurde 1999 in Mettmann geboren. Nach dem Besuch der Grundschule Herrenhauser Straße machte sie am Konrad-Heresbach-Gymnasium Abitur. Seit 2015 sammelt die erfolgreiche Ruderin Edelmetall bei Europa- und Weltmeisterschaften. Einer ihren größten Erfolg war 2019 der Gewinn der Goldmedaille bei den Europameisterschaften im Doppelzweier. Bei den Olympischen Spiele 2020 in Tokio wurde sie im Doppelzweier Elfte. Die Bronzemedaille in Paris krönt ihre sportliche Karriere.
Bevor Leonie Menzel bei Germania in Düsseldorf ruderte, war sie in der Leichtathletik-Abteilung von mettmann-sport und lernte bei Uta Blome-Bastigkeit Einrad fahren. Leonie Menzel lebt in Dortmund und studiert Biologische Medizin in Essen.