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Von links: Architektin Lisa Krön, Dr. Yasmin Renges (Untere Denkmalbehörde, Stadtverwaltung), Architektin Johanna Foth, Technischer Beigeordneter Tobias Janseps und Bürgermeisterin Sandra Pietschmann präsentieren zwei kleine Modelle von Lisa Krön. (Foto: Kreisstadt Mettmann)

Startschuss zur Neugestaltung des Stadthallen-Areals

Pressemeldung vom 29. Juni 2023
 

Keine Frage, die Stadthalle und ihre Zukunft bewegt die Menschen. Auf der Bürgerinformationsveranstaltung in der vergangenen Woche im Rathaus war der Ratssaal voll besetzt. Wie geht es mit der denkmalgeschützten Halle weiter, was braucht die Stadt an dieser Stelle, ist ein neues städtebauliches Nutzungskonzept mit der Stadthalle oder Teilen der Halle möglich, oder muss sie abgebrochen werden? Diese Fragen stehen am Anfang eines Prozesses, zu dem die Stadt den Startschuss gegeben hat und zwei junge Architektinnen eingeladen hatte, die ihre Entwürfe für die Halle vorstellten, die sie für ihre Abschlussarbeit entwickelt haben. 

Lisa Krön und Johanna Foth, beide stammen aus Mettmann, konnten nicht nur die Prüfungskommissionen an ihren Hochschulen begeistern, sondern auch die Besucherinnen und Besucher im Ratssaal, die ihre Entwürfe mit viel Beifall bedachten. Unter den Besuchern war auch der Architekt Markus Rathke, dessen Vater Wolfgang Rathke die Stadthalle entworfen hat. Er wünscht sich, erklärte er auf Nachfrage von Bürgermeisterin Sandra Pietschmann, eine Transformation der Halle in ein neues Nutzungskonzept, das heutigen Ansprüchen und Erfordernissen gerecht wird.

Die Stadthalle als Future LAB, ein Entwurf von Johanna Foth.

Johanna Foth gestaltet die Stadthalle in ein Zukunftslabor um, das sie als Gegenpol zum Neanderthal Museum setzt. Mettmann soll den Blick aus der Vergangenheit in die Zukunft richten. Es entsteht ein Future LAB, ein öffentlicher, zentraler Raum des Wissens, des Lernens und des Austauschs. Globale Themen wie Nachhaltigkeit, Klimawandelt und Umweltschutz sollen dort diskutiert werden. Das Gebäude schneidet sie für Durchgangsmöglichkeiten auf und ordnet und entwickelt für die Halle neue Nutzungsmöglichkeiten: Veranstaltungsraum mit Bühne für rund 200 Gäste, ein Gewächshaus als Lebensraum für Pflanzen und Insekten sowie Ausstellungs- und Lernräume und eine Cafeteria. Trotz der „harschen Einschnitte“, mit der sie den Gebäudekomplex aufschneidet, neue Wegeverbindungen schafft und Licht in die neugestaltete Halle bringt, erhält sie viel Bausubstanz. Material, das aus den abgebrochenen Teilen der Halle stammt, verwendet sie im Sinne der Nachhaltigkeit und lässt beispielsweise aus Teilen der grünen Alu-Außenverkleidung Möbel herstellen. Den Theatersaal gestaltet Johanna Foth in einen großen Ausstellungsraum um, im Mittelteil schafft sie einen Veranstaltungsbereich und im dritten Komplex richtet sie das Future LAB ein.

Lisa Krön hat die Stadthalle in ihrem Entwurf nicht berücksichtigt. Sie entwirft einem neuen, einfachen und langestreckten Baukörper, in dem sie das „Kulturzentrum am Königshof“ etabliert. Dazu gehört ein multifunktionaler Veranstaltungsraum für bis zu 350 Personen, die Stadtbibliothek, die Musikschule und die VHS. Bei der Nutzung hat sie sich an den Wünschen und Vorgaben orientiert, die im politischen Raum für dieses Areal geäußert wurden, sollte die Stadthalle abgerochen werden.

In ihrem architektonischen Entwurf, der Ruhe und Harmonie ausstrahlen soll, ist auch noch Platz für einen Mehrgenerationentreff, für ein Bürgerbüro und eine kleine Kita. Mit ihrem Entwurf möchte Lisa Krön eine Verbindung zwischen Außenring und Innenstadt schaffen, indem sie die Natur in die Stadt hineinholt und den Bereich der Gottfried-Wetzel-Straße in eine große Parkfläche umgestaltet. „Mit meinem Entwurf möchte ich einen Ort der Begegnung für alle Generationen schaffen und die Entwicklung der Innenstadt und den Standort Am Königshof als kulturelles Zentrum stärken“, sagt die Architektin.

Lisa Krön hat einen klaren, einfachen Baukörper für ein neues städtische Kulturzentrum entworfen.

Die Kunsthistorikerin Dr. Yasmin Renges, die in der Stadtverwaltung für den Denkmalschutz zuständig ist, hatte in einem Eingangsvortrag die Bedeutung der Stadthalle für Mettmann beleuchtet. An vielen Beispielen erläuterte sie Kriterien, die bei einer Beurteilung, ob ein Gebäude denkmalwürdig ist, beachtet werden müssen. Es gehe nicht darum, ob etwas gefällt oder nicht. Schönheit und Alterswert seien für den Denkmalschutz keine Eigenschaften, die die Bedeutung und den Erhaltungswert begründeten. „Unsere Stadthalle wurde in die Denkmalliste als Baudenkmal eingetragen, weil für ihre Erhaltung und Nutzung künstlerische, wissenschaftliche, insbesondere ortsgeschichtliche Gründe sowie städtebauliche Gründe vorliegen“, nannte wichtige Aspekte. Dr. Yasmin Renges: „Der Erhalt von Denkmälern dient nicht nur der Konservierung unseres kulturellen Erbes, sondern er sichert gleichermaßen als Quelle der Erinnerung sowohl unsere persönliche als auch unsere kollektive Identität, unser Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinde und Region.“

Vortrag von Dr. Yasmin Renges: „Die Bedeutung der Stadthalle in Mettmann“

Technischer Beigeordneter Tobias Janseps erklärte zum Ende der Versammlung, wie die Stadt den Prozess weiter voranbringen möchte. „Wie können wir dieses Gebäude in die Zukunft transformieren, damit es neue Nutzungen aufnehmen kann? Das wird die zentrale Frage sein“, so Janseps.

Im Herbst sollen dazu Workshops mit den kulturtreibenden Vereinen, mit der Politik sowie mit einem Bürgerrat, der sich aus zufällig ausgewählten Mettmannerinen und Mettmanner zusammensetzen soll, durchgeführt werden, in denen Ideen und Vorschläge für ein neues Nutzungskonzept des gesamten Stadthallen-Areals entwickelt werden sollen. Kulturelle, soziale, aber auch wirtschaftliche Aspekte werden dabei eine wichtige Rolle spielen.

Für eine Überplanung des gesamten Areals könnte ein Architekten-Wettbewerb ausgelobt werden. „Alles wird in enger Absprache mit der Politik und dem Denkmalschutz erfolgen“, so Beigeordneter Janseps. „Bei allen weiteren Planungen werden wir die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen und regelmäßig über den aktuellen Stand informieren“, sagten Bürgermeisterin Pietschmann und Beigeordneter Janseps zu. 

Ein weiterer Student wird sich ebenfalls in seiner Abschlussarbeit mit der Stadthalle und dem Areal beschäftigen: Armin Kovach, der Architektur an der TH Köln studiert, möchte die Halle in seinem Entwurf komplett erhalten. „Die Mettmanner Stadthalle ist genau das, was ich für meine Masterarbeit gesucht habe“, sagt der Student. Sein Entwurf soll ebenfalls öffentlich vorgestellt werden.  Das wird aber noch dauern, weil Kovach mit seiner Arbeit noch gar begonnen hat.

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