Die Zahl der Menschen, die an Demenz erkranken, steigt von Jahr zu Jahr rapide an. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft warnt: „Gelingt kein Durchbruch in Prävention und Therapie, könnten nach aktuellen Schätzungen in Deutschland im Jahr 2050 bis zu 2,8 Millionen Menschen im Alter von 65+ erkrankt sein.“ Die 80 bis 84-Jährigen stellen laut Statistik die größte Gruppe dar, die demenziell erkrankt, sagt Oliver Pahl von der städtischen Fachstelle für Wohn- und Pflegeberatung. Oliver Pahl, die Demenz-Selbsthilfegruppe Alzheimer-Gesellschaft Kreis Mettmann, die Bürger- und Heimatvereinigung „Aule Mettmanner“ und die Stadtbibliothek hatten im vergangenen Jahr das Thema mit einer bemerkenswerten Ausstellung beleuchtet und dafür viel Beifall erhalten.
Vom 21. bis 28. September gibt es eine Neuauflage der Ausstellung „Demenz – lebendige Erinnerung“ zum Welt-Alzheimertag am 21. September. Während die Erinnerungsstücke im vergangenen Jahr noch auf das Jahr 1954 (Fußballweltmeisterschaft und 1000-Jahrfeier in Mettmann) beschränkt waren, wurde der Zeitrahmen jetzt weiter gefasst.
In der Ausstellung werden Erinnerungsstücke aus den 1950er- und 1960er-Jahren gezeigt. Unter den Exponaten finden sich unter anderem ein Nierentisch und Cocktailsessel, Plattencover von Freddy Quinn, Rudi Schuricke und den Beatles, ein altes Grundig-Tonbandgerät, ein AEG-Bügeleisen, ein Röhrenradio, ein Föhn und ein Kaffeewärmer, der einst auf dem Kaffeetisch von Stefan Wigges Großeltern zum Einsatz kam. Der 1. Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft hat das gute Stück für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. „Solche Gegenstände können bei demenziell erkrankten Menschen verschwundene Erinnerungen wachrufen“, weiß Wigge. Dies werde in Selbsthilfegruppen immer wieder erfolgreich praktiziert, berichtet er. Wigge: „Wir versuchen, biografisch mit den Erkrankten ins Gespräch zu kommen.“ „Dabei sind alte, längst vergessene Gegenstände oft hilfreich, ebenso wie Musik oder aber alte Ansichten auf Postkarten, Fotos oder Titelbilder alter Zeitschriften und Magazine“, ergänzt Klaus Hennel von der Alzheimer-Gesellschaft.
Die Ausstellung ist viel mehr als nur ein kurioses Sammelsurium alter Schätze von verstaubten Dachböden. Sie will Hilfestellung geben und Wege aufzeigen, wie man mit Alzheimer-Patienten ins Gespräch kommen kann. Dazu sei es wichtig in die Zeit hineinzukommen, in der sie sich gerade aufhalten. „Mit der Ausstellung wollen wir außerdem Hemmschwellen abbauen und zeigen, welche Hilfsangebote es für demenzkranke Menschen und ihre Angehörigen in der Stadt gibt“, sagt Oliver Pahl.
Während der Präsentation bietet die Alzheimer-Gesellschaft in der Stadtbibliothek am 23. September von 15 bis 16 Uhr und am 26. September von 16 bis 17 Uhr Sprechstunden an. Ebenso die städtische Wohn- und Pflegeberatung: Oliver Pahl steht am 24. September von 16 bis 17 Uhr und am 27. September von 13 bis 14 Uhr zur Verfügung. Außerdem führt Gisela Bendt von den „Aulen Mettmanner“ auf Anfrage durch die Ausstellung. Anfragen dazu nimmt die Stadtbibliothek unter der Telefonnummer 980-414 oder unter der E-Mail-Adresse bibliothek@mettmann.de entgegen.
Bibliotheksleiterin Ursula Leifeld hat für die Ausstellungspremiere im vergangenen Jahr drei Erinnerungskoffer gepackt, die sowohl von Einrichtungen als auch von Privatpersonen für die Erinnerungsarbeit mit dementen Menschen ausgeliehen werden können. „In den Koffern gibt es CDs mit alten Schlagern, ein Liederbuch mit Volksliedern, ein Buch mit Alltagsgeschichten für Demenzkranke sowie verschiedene Gegenstände, mit deren Hilfe alte Erinnerungen geweckt werden können.“
Fragen zur Ausstellung, aber auch zum Thema Demenz, gibt es in der städtischen Fachstelle der Wohn- und Pflegeberatung bei Oliver Pahl, Telefon 980-466, E-Mail oliver.pahl@mettmann.de.